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Seltsamer Abschied

10. Juli


Nun sind es nur noch ein paar Stunden, bis wir in unser drittes Land einreisen. Und irgendwie ist da in mir mehr Freude als Trauer. Aber dieses Land macht mir den Abschied auch wirklich sehr einfach.


Von Siem Reap direkt nach Laos war uns zu weit. Sieben Stunden oder mehr im Bus sind uns einfach zu lang. Also machten wir einen Zwischenstopp hier in Stung Treng. Eine kleine Stadt kurz vor der Grenze, in der es außer den Mekong nicht wirklich etwas zu sehen geben sollte. Deshalb freuten wir uns auf einen idyllischen, ruhigen Abschied. Doch dass es hier so absolut gar nichts gibt, hätten wir nicht gedacht. Der Markt bildet das Zentrum. Die Straßen drumherum sind voller Läden. Kioske, Eisenwarengaragen, eine Bäckerei und ein paar Hotels. Glücklicher Weise haben wir ein Café zum Frühstücken gefunden. Das einzige weit und breit. Nur die Lustlosigkeit der Besitzerin trübt etwas das Bild. Aber diese scheint hier überall verbreitet zu sein. Zwei mal mussten wir die Leute in ihren Läden auf Feldbetten liegend wecken, um etwas zu kaufen. Als wir uns in einem Tourbüro zwei Bustickets nach Laos kaufen wollten, wurden wir mit knappen Antworten abgespeist, während die vierköpfige Familie gelangweilt auf ihren Handys herumtippte. Wo ist sie hin, die Freundlichkeit, die uns vor ein paar Wochen noch so faszinierte?


Hinzukam der Regen, der den kompletten gestrigen Tag andauerte. Nichts mit Herumspazieren. Keine Kayaktour auf dem Mekong mit Besuch der hier freilebenden Delfinen. Also verbrachten wir die Zeit im besagten Café und unserem Hotel.


Irgendwie ist mir Kambodscha nicht so ganz ans Herz gewachsen. Ich muss mir immer wieder unsere ersten Wochen aus dem Gedächtnis holen, die voller Faszination und toller Erlebnisse waren. Denn inzwischen verbinde ich dieses Land mehr mit Staub, Dreck und wahnsinnig viel Müll. Das ganze Ufer hier ist voller Plastik, Schutt und Abfälle. In ein paar Wochen wird der Wasserpegel so hoch gestiegen sein, dass alles vom Wasser Richtung Süden mitgerissen wird. Höfe und Gärten sind teilweise Müllhalden mit sauber gefegten Wegen. Es ist so schade. Dabei war der Süden so idyllisch, die Menschen so unheimlich herzlich, die Natur so schön. Doch seit Phnom Peng hat sich dieses Bild irgendwie gewandelt. Verdreht. Keine Ahnung, vielleicht liegt es auch an mir, an uns.


Und auch das Essen hat uns nicht so ganz überzeugt. Schwerer und gutbürgerlicher sind die Gerichte. Zerkochter das Gemüse. Da habe ich mich hin und wieder doch zurück nach Thailand gesehnt.


Aber ich will nicht klagen. Denn wir hatten wahnsinnig tolle Momente. Ich erinnere mich an unsere erste Tuktukfahrt im strömenden Regen, an das unvergessliche Erlebnis mit der Bambusbahn und an die unzähligen Tempelbesichtigungen. Das Eintauchen in Kambodscha hat sich auf jeden Fall gelohnt, keine Frage.


Und jetzt freu ich mich auf Laos. Bin sehr gespannt, wie es sich anfühlt. Wunderschöne Landschaften werden in den Reiseführern versprochen. Inseln, Höhlen und einsame Dörfer. Werden wir dort das erste Mal Kaffeeplantagen sehen? Ich würde mich freuen.

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