16. Juli
Zu 7 Uhr haben wir ein Frühstück in unserem Hotel bestellt, denn eine Stunde später sollte unser Tourguide vor der Tür stehen. Also rechtzeitig den Wecker klingeln gelassen, müde aufgewacht, geduscht und gegessen. Eine Kanne Kaffee, eine Kanne Tee, für jeden ein Rührei, ein Baguette und einen klitzekleinen Klecks Marmelade. Naja, besser als nix im Magen.
Zehn vor Acht stand der Fahrer schon vor uns, wir mussten uns also beeilen. Dafür waren wir die ersten im Minivan und konnten uns die besten Plätze aussuchen. Gesagt getan, die anderen Gäste von ihren Hotels abgeholt und los ging’s. Auf das Bolaven Plateau. Die Wolken hingen tief, reichten am Horizont sogar bis auf den Boden. Hinter der Fensterscheibe Laos. Grün, weit, idyllisch, sauber. Anders als in Kambodscha regeln hier Straßenschilder den Verkehr. Auch gehupt wird nur, wenn die Kühe zu langsam die Fahrbahn überqueren. Von denen gab es auf der Tour übrigens reichlich.
Unser erster Stopp. Hinter einem sehr schön angelegten Resort aus komfortablen Holzbungalows das erste Highlight. Der höchste Wasserfall von ganz Laos. Wir blickten auf einen saftig, grünen Wald. Vor uns eine riesige Felskante. Glatt und tief, als wäre sie künstlich angelegt. Ebenfalls grün, da mit Moos und Gräser überwachsen. Und von oben schoss das Wasser in die Tiefe. 130 Meter nach unten. Das untere Ende konnten wir kaum sehen, denn durch den Aufprall vernebelte eine Wolke aus Millionen kleiner Wassertropfen die Sicht. Was für eine Kraft die Natur immer wieder erzeugen kann. Wie viel Energie in dieser, in unserer Erde steckt. Ein wirklich atemberaubender Anblick und dazu eine fast meditative Geräuschkulisse aus Rauschen und Vogelgezwitscher. Wow!
Zurück am Auto zeigte uns unser Fahrer dann gleich das nächste Highlight. Was wir in der Theorie auf Bildern mehrfach gesehen haben, wuchs direkt vor unserer Nase. Kaffee. Da war unsere kleine Kaffeepflanze im Café am Schaufenster nichts gegen. Über zwei Meter hoch und voll behangen mit grünen, runden Früchten. Toll! Rechts eine Arabicapflanze, links Robusta. Der beste Kaffee von ganz Laos soll hier auf 800 Meter Höhe wachsen. Nach unseren Recherchen im Internet gibt es gar kein anderes Anbaugebiet in diesem Land. Also ist es tatsächlich der Beste.
In den nächsten Wochen werden sich die Kirschen rötlich färben, in etwa zwei Monaten beginnt die Ernte. Zu gern hätten wir beim Pflücken geholfen. Hätten alles Wissen aus dem Baristakurs mal in der Praxis miterlebt. Aber wir sind ja noch eine Weile unterwegs und in Vietnam soll es noch viel mehr Plantagen geben. Also wer weiß. Kommt vielleicht ja alles noch.
Ein Stück weiter hielten wir an einer überdachten Bambusterrasse einer Kaffeekooperative. Ein paar Bauern haben sich hier zusammengetan und verkaufen ihre Ernte gemeinsam, somit in einer größeren Menge, ohne Zwischenhändler zu einen besseren Preis. Wie hoch dieser ist haben wir leider nicht herausgefunden. Stattdessen wurde gerade Tee geröstet. In einer sich schnell drehenden Metalltrommel über einem offenen Feuer. Leider nicht ganz so spektakulär. Und viel erklärt wurde auch nicht. Stattdessen zogen wir im strömenden Regen auf die Plantage, duckten uns unter einem der Bananenblätter und machten ein paar Fotos. Mehr ging nicht ohne klitschnass zu werden. Ein wenig schade, aber wir haben unsere Kaffeepflanzen wenigstens gesehen.
Auf der Terrasse mussten wir natürlich gleich den Kaffee probieren. Hier, wo er wächst, gewaschen und geröstet wird, wir wären ja dumm ihn nicht zu testen. Doch was wir bekamen war Kaffeewasser aus einem Vollautomaten mit einer Bauschaumkrone. Nein!!!!
Wir waren enttäuscht. Aber so richtig. Es war fast schon wieder komisch. Er hätte uns nicht schmecken können. Er hätte auch komplett anders zubereitet werden können. Aber doch nicht aus Vollautomaten! Da hat uns ja der Kaffee in den Garküchen Thailands besser geschmeckt. Nein, sogar unser 3in1 Instantkaffee schmeckt besser. Es war zum Heulen! Und das hat nichts mit anderen Trinkgewohnheiten zu tun. Denn wir sind überaus aufgeschlossen und neugierig, wenn jemand Kaffee anders zubereitet als wir es kennen.
Hacken dran und weiter. Zu einem Dorf der Bergvölker. An der geteerten Straße wurden wir heraus gelassen und sollten den schlammigen Sandweg hinunter gehen. Doch wir hatten keine Lust. Keine Lust auf das Angaffen der dort lebenden Bewohner. Auf die getrimmten Kinder, die mit großem Können ihre Augen rund und traurig formen, als hätten sie Schauspielunterricht genommen. Es klingt hart, aber wir haben leider zu viele von ihnen gesehen, die von den Müttern losgeschickt wurden. Also blieben wir beim Auto und warteten, bis die anderen mit ihren matschigen Schuhen zurückgestiefelt kamen.
Wir fuhren weiter. Die meiste Zeit der Tour saßen wir im Auto, denn der Rundweg war stolze 220km lang. Irgendwann kamen wir an ein weiteres Resort. Ebenfalls an einem Wasserfall gelegen, der diesmal nicht so hoch, doch dafür breiter war. Durch den Regen floss reichlich Wasser über die Felskanten, sammelte sich und floss nach unten ab. Auch schön anzusehen. Wasser hat einfach etwas Magisches. Ob in Form von Wellen am Strand oder wie hier sprudelnd. Immer in Bewegung. Monoton und doch nie gleich.
Auf einer kleinen Anhöhe standen zwei Elefanten. Vor ihnen ein Haufen Bananen. Doch entweder hatten sie kein Hunger oder sie waren Gourmets. Sie rührten die Früchte jedenfalls nicht an. Überhaupt sahen sie nicht glücklich aus. Wie auch immer ein glücklicher Elefant aussieht. Aber bestimmt nicht so. Da haben wir schon andere in einem wesentlich besseren Zustand gesehen.
Da der Stopp ganze 90 Minuten dauern sollte, gönnten wir uns auf der Restaurantterrasse eine Suppe und pilgerten anschließend noch etwas in der Gegend herum. Ja, die Natur war schön. Doch irgendwie konnten wir uns nicht so richtig dafür begeistern. Über neun Stunden durch die Gegend fahren. Mal hier ein Wasserfall, mal dort ein Bergdorf. Wir haben etwas gemacht, ein bisschen was gesehen, aber wirklich erlebt haben wir nichts. Auch den Rest der Tour nicht. Der erste Wasserfall war beeindruckend, die Kaffeepflanzen waren auch schön mal in der Natur zu sehen, aber das war es leider auch schon. Haben wir inzwischen schon zu viel gesehen? Zu viel erlebt? Brauchen wir einen größeren Kick? Sind wir satt? Oder müde?