14. Mai

Endlich – es geht doch! Geschafft sitze ich in der Gartenlobby unserer Unterkunft, über mir der rotierend angebrachte Ventilator. So bekomme ich zumindest alle fünf Sekunden einen kleinen Windhauch ab, während ich schreibe. In der Mittagshitze. Aus den Lautsprechern erklingen in einer Endlosschleife bekannte internationale Hits, schlecht gecovert von irgendwelchen vermutlich thailändischen Musikern. Mir gegenüber sichtet Markus die über 300 Fotos und Videos, die er gestern aufgenommen hat, bevor der Akku sich verabschiedete.
Was für ein Tag! Wir hatten die günstigste Tour gebucht. Einen One Day Trek (Maetang Area) mit Elefantenreiten, Wandern, Schwimmen am Wasserfall, White Water Rafting, Bamboo Rafting, einem Besuch bei einem Bergvolk und bei einer Orchideen- und Schmetterlingsfarm. Das Ganze von 8.30 bis 16.30 Uhr und etwa eineinhalb Autostunden entfernt. Sieben Highlights also, in gerade Mal fünf Stunden. Mit einem dementsprechend straffen Programm von Station zu Station hatten wir gerechnet und nichts Besonderes erwartet, außer ein paar Einblicken in die Natur, wie bei unserem letzten Ausflug. Doch es sollte anders kommen.
Nach ein paar Kilometern in einem klapprigen Sammeltaxi, in dem wir hinten auf zwei einander gegenüberliegenden Holzpritschen mit vier anderen Teilnehmern Platz genommen und uns den Fahrtwind um die Ohren hatten sausen lassen, kamen wir bei der Orchideen- und Schmetterlingsfarm an. Ein klitzekleines Gelände mit allerhand gezüchteten Orchideen und einem kleinen, verglasten Gartenhaus voller Schmetterlinge. Da wir allerdings in Deutschland gerade erst in der Biosphäre Potsdam die irrsinnig vielen bunten kleinen und großen Flügeltierchen bewundert hatten, war dieser Stopp für mich nur eine günstige Gelegenheit, eine Zigarette zu rauchen.
Dann ging es in den Dschungel. Immer tiefer hinein in die Berge und ins Grün. Vorbei an unzähligen Elefantencamps, über enge, holprige und mit Löchern übersäte Straßen zu einer kleinen Hütte. Unserem Ausgangspunkt der Wanderung. Keine Ahnung, wie lange wir gelaufen sind, vielleicht waren es nur 45 Minuten, aber es war genau das, was wir immer hatten machen wollen. Entlang eines Flussbettes ging es über Stock und Stein, kleine Holzleitern hinauf, über Baumstämme, immer tiefer hinein in die wilde Natur. Und Familie Kosel natürlich schön mit Flip-Flops an den Füßen statt mit Wanderschuhen. Konnte ja keiner ahnen, dass wir hier tatsächlich wandern gehen.
Rechts und links von uns reckten sich Bambuspflanzen, riesige Büsche und mir unbekannte Bäume empor. Und am Horizont grün bewachsene Berge. Immer wieder diese Aussichten! Es war ein Traum. Was für ein Glück!
Unser Ziel war ein Wasserfall, der an einem glattgewaschenen Felsen in eine kleine Wasserstelle klatschte. Klamotten aus und ab ins Wasser! Was für eine Erfrischung! Kaltes, klares Bergwasser, das mir in einem endlosen Strahl von oben auf den Körper schoss. Wie viel Glück und Freude in einem solch kleinen Augenblick stecken kann! Herrlich!
In nassen Badehosen wanderten wir den gleichen Weg wieder zurück und konnten uns gar nicht sattsehen an den wunderbaren Bildern der Natur. Nur die nassen, glitschigen Flip-Flops zwangen mich immer wieder, auf den Weg zu achten, statt mit den Augen das ganze Drumherum abzugrasen. Schnell noch ein paar reife Litschis vom Baum gepflückt – ich hätte mich reinlegen können, so lecker waren sie. Und wir erreichten wieder unseren Ausgangspunkt, die kleine Hütte. Eigentlich war es mehr eine mit Bambuszweigen und Blättern überdachte Terrasse. Lunchtime. Es gab gebratenen Reis mit Ei, Karotten und Brokkoli. Als Nachtisch nochmal Litschis, die ich fast allein aufgefuttert habe. Ich konnte einfach nicht widerstehen.
Die holprige Straße zurück, stand das Rafting an. In einem gelben Gummiboot wurden wir, entlang kleiner Stromschnellen, den Fluss hinunter navigiert. Immer wieder mussten sich alle auf eine Seite des Bootes werfen, wenn wir, verkeilt zwischen zwei Felsbrocken, wieder zurück in die Strömung und somit vorankommen wollten. Da ich eh pitschnass war, sprang ich zwischendurch aus dem Boot ins Wasser. Man muss es ja ausnutzen. Doch es war so flach, dass ich anstatt zu schwimmen nur nebenherlaufen konnte. Aber egal. Wann war ich das letzte Mal in der Natur baden gewesen?
Und auch wenn ich Rafting als deutlich anstrengender, gefährlicher und aufregender in Erinnerung habe, war es ein großer Spaß für alle. Markus versuchte die ganze Zeit, unsere Flussfahrt zu filmen, musste aber auch mit anpacken, weshalb die Bilder eher seine Paddelbewegungen zeigen und nicht die kurzen Passagen durch die Stromschnellen.
In seichtem Gewässer angekommen, stiegen wir um auf ein Bambusfloß. Viele Bambusstämme oder -stangen, zu einer kleinen Plattform zusammengeflochten. Keineswegs eine trockene Angelegenheit, schwimmt das Ganze doch mehr unter statt auf dem Wasser. Trotzdem lustig. Zeit zum Entspannen und Genießen. Glücklicherweise schirmten Wolken die heißen Sonnenstrahlen ab, denn unsere Hüte hatten wir mit unseren restlichen Sachen im Auto gelassen.
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