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Mit dem gecharterten Tuktuk übers Land

18. Juni


Wach geworden bin ich von den Vögeln, also deren Gezwitscher. Sie gehören hier zur Alltagsmusik und schlucken so manch Autogeräusch. Aufgefallen sind sie uns bereits in Koh Kong, direkt am Tag der Einreise nach Kambodscha. Es war dunkel, als wir die Straße entlang gingen, auf der Suche nach etwas zu Essen. Wir vermuteten Lautsprecher, die aufgestellt wurden, um Insekten zu vertreiben. Doch so richtig glauben konnten wir es nicht. Haben Insekten denn Ohren? Das Tschilpen war so laut und auch punktuell, es hallte durch die ganze Uferstraße. Hall, dazu braucht man doch Wände, irgendetwas, woran die Laute auf- und wieder abprallen können?


Inzwischen wissen wir, was es mit diesen Geräuschen auf sich hat. Es sind Vögel aus der Familie der Schwalben. Sie werden in den Dachgiebeln der Häuser gehalten. Jedes fünfte Haus hat ein kleines Fenster, eine Öffnung ganz oben eingebaut. Und dort bauen sie Nester. Nicht aus Gräser und Zweige, nein aus ihrem Speichel. Und um diese Nester geht es. Sie werden nach China verkauft und bringen viel Geld. Jemand sagte uns, 1.000 Dollar pro Kilogramm. Wobei ein Kilo sicher eine Menge Nester bedeuten. Und in China werden sie aufwendig zu einer Delikatesse verarbeit und sollen extrem schmackhaft und gesundheitsfördernd sein. Ja die Chinesen wieder. Bei denen gibt es wohl nur ein ganz kleines Gebiet in dem sich diese Vögel halten, deswegen kaufen sie die Nester u.a. aus Kambodscha ein. Was für eine Geschichte. Vor allem, wenn man wie wir gerade mittendrin in diesem Vogelgewusel sitzt. Überall sieht man sie am Himmel und hört ihre Schreie.


Es ist bereits Nachmittag, ich musste mich einfach kurz eine Stunde ins Bett legen. Die vielen Eindrücke haben mich total müde gemacht. Wir haben uns heute nämlich ein Tuktuk samt Fahrer gemietet und sind alles abgefahren, was nur abzufahren war. Und schon wieder schüttle ich innerlich den Kopf, habe es noch nicht wirklich realisiert.


Gerade noch pünktlich kamen wir heute Morgen 8.30 Uhr aus unserem Hotel heraus, da stand er schon da. Unser Fahrer. Er befestigte die Außenplanen des kleinen Mopedautos im strömenden Regen. Es goss aus Kannen! Doch unsere Freude über den bevorstehenden Tag konnte nichts erschüttern. Wir zogen uns unsere Plastikpellen aus Thailand über den Kopf und stiegen ein.


Was für ein wunderschönes Tuktuk. Mit Holzverzierungen, sauber lackiert und ausgestattet mit zwei weichen lederbezogenen Bänken, die sich gegenüber standen. Darüber das Dach, an dem die Planen mit kleinen durchsichtigen Folienfenstern befestigt waren. Alles ganz liebevoll gepflegt.


Halbwegs im Trockenen sitzend grinsten wir uns an und fuhren los. Salzfelder waren unser Ziel. Entlang der geteerten Straße, vorbei an Mopedfahrern mit Obst und Gemüse beladen, an Fahrradfahrern, die ihre Kinder vor sich unter Tüchern vor dem Regen schützten. Die Kambodschaner freuen sich hier über den Regen, denn endlich kann die Landwirtschaft beginnen. Und auch unserem Fahrer machte er nichts aus, dabei saß er vorn, ganz ohne Dach, das Wasser mit dem Fahrtwind im Gesicht. Er tat uns etwas leid.


Dann bogen wir ahnungslos in eine Seitenstraße ein. In einen Weg. Dunkelrot leuchtend. Sandig und schlammig. Übersät mit roten Pfützen. Garniert mit großen Steinen, die vom Regen frei gespült aus der Erde ragten. Wir konnten nicht fassen, dass er uns hier entlang chauffierte. Das schöne Tuktuk. Es geht doch kaputt. Wird ganz dreckig. Wir klammerten uns an die Seitenstangen und ruckelten und schlingerten. Es war großartig!


Wir hielten an einem kleinen Platz direkt neben den Salzfeldern. Sie werden wohl mit Meerwasser gefüllt und von der Sonne so lange ausgetrocknet, bis man das Salz abschöpfen kann. Wir sahen nur übervolle angelegte Becken aus Erde. Stiegen aber trotzdem aus und machten ein paar Fotos. Dies gab auch gleich die Gelegenheit, uns mit unserem Fahrer und seinem Gefährt zu fotografieren. Mitten im strömenden Regen. Es war zum Totlachen.


Zurück auf der Straße bogen wir abermals in einen Weg ein, der nicht nur steil hinab ging, sondern mit noch mehr Matsch versehen war. So blieben wir auch keine 50 Meter weiter stehen und standen im Modder an einem Fluss im Fischerdorf. Die Boote reihten sich auf dem Wasser aneinander und gaben mit ihrem blauen Anstrich ein tolles Bild ab. Das kleine Dorf wirkte wie ausgestorben, denn alle schliefen oder waren fort. Abends fahren die Fischer gemeinsam hinaus aufs Meer, kommen morgens mit ihrem Fang zurück und legen sich schlafen, während ihre Frauen die frischen Waren auf den umliegenden Märkten verkaufen.


Ist das nicht klasse? Wir hatten nicht nur ein ausgefallenes Fahrzeug und einen Fahrer, sondern auch direkt die Geschichten zu den vielen Bildern, die wir versuchten in unsere Kamera zu bekommen, was uns natürlich so gar nicht gelungen ist. Diese Eindrücke kann man nicht aufschreiben, nicht weitererzählen, nicht fotografieren. Zumindest nicht in ihrer wahren Größe. Wir genossen jede Sekunde, fanden es surreal und zugleich wunder wunderschön.


Weiter ging es zu einer Höhle, auf die ich mich besonders gefreut habe, denn Höhlen haben wir auf unserer Reise bisher noch nicht gesehen. Wir hielten auf einem Schotterplatz an einer offenen Hütte, in dem ein Junge in seiner Hängematte lag. Unser Fahrer bezahlte bei ihm den Eintritt, denn dieser war in der Tagesmiete des Tuktuks enthalten. Dann bot uns dieser Junge in seinem roten Trikot seine Begleitung an. Ich hatte zuvor davon gelesen, dass sich Kinder so etwas Geld verdienen, war also vorbereitet. Auf unsere Frage nach dem Preis antwortete er, dass es unsere Entscheidung wäre und wir ihm anschließend einfach eine kleine Spende geben können. Wir willigten ein, was die richtige Entscheidung war. Denn er führte uns mit seiner Taschenlampe durch kleine Spalten, die wir weder im Dunkeln gesehen hätten, noch wären wir durch diese allein geklettert. Unsere tolle Stirnlampe lag natürlich im Hotel, ganz unten im Rucksack. Er zeigte uns die Fledermäuse an den Decken und einen alten Tempel, der noch erkennbar aber von heruntergefallenen Felsen zerstört in den Stein gebaut war. Bilder von Buddha-Figuren waren an die Wände gemalt und die Zeit hat Stalaktiten geformt, die im Schein der Taschenlampe wie Gorillas und Elefantenköpfe wirkten. Es war atemberaubend. Zwischendurch fiel immer wieder Licht von oben durch Spalten und Löcher und man konnte die grünen Blätter der Bäume sehen.


So eine Besichtigung hatten wir noch nie. Komplett allein und ohne Scheinwerfer, die in die Ecken strahlten und die Höhle in Szene setzten. Es war pur. Grau. Alles genau so, wie die Natur es eben geschaffen hat. Allein das Licht der Taschenlampe leuchtete uns den Weg und gab Blicke in die Tiefe der Felsen frei. Und schon wieder war diese ganze Situation irgendwie so unreal. Und es sollte noch längst nicht die letzte sein.


Wieder im Tageslicht angekommen hatte der Regen aufgehört. Der Junge blieb stehen und erwartete sein Trinkgeld, also die Spende. Ich beratschlagte mich kurz mit Markus und übergab ihm einen Dollar. Das fanden wir angemessen bei einem Eintrittspreis von zwei Dollar. Doch er nahm mir den Schein nicht aus der Hand, sondern fragte in lupenreinem Englisch, ob wir nicht zwei Dollar hätten. Hatte ich aber nicht passend. Ich wühlte in meinem Portemonnaie und zählte die Geldscheine, deren Wert ich nicht sofort erkannte, so bunt wie die Geldscheine hier sind. Ich hatte noch einen 20.000 (5 Dollar) und drei 1000 Riel Scheine. So hielt ich ihm den einen Dollar zusammen mit den drei 1000 Riel Scheinen hin, doch er machte keine Anstalten diese zu nehmen. „Können Sie mir 10.000 Riel geben?“, fragte er stattdessen und lugte auf meine Geldbörse. Gut beobachtet, dachte ich und verneinte. Das war zu viel. Wir sind keineswegs geizig, geben auch gern Trinkgeld und mehr als man müsste, aber die Hälfte des Preises unserer Unterkunft für eine vielleicht 20minütige Führung empfanden wir dann doch zu viel. Und gerade als ich das Geld wieder einstecken wollte, nahm er es mir aus der Hand und ging mit uns nicht verständlichen Worten zurück in seine Hütte. Ich vermutete gleich, er sei enttäuscht und vielleicht sogar sauer, würde unserem Fahrer irgendwas sagen und uns böses wollen. Aber nichts da. Wir erfuhren später, dass diese Höhle gar nicht öffentlich war und die Führungen und der Eintritt ein illegales Geschäft sei. Also alles gut.


Die Planen wurden eingerollte und unters Dach geklemmt und wir fuhren weiter zum Secret Lake, diesmal mit einer Rundumsicht. Warum er denn als geheimer See bezeichnet wird fragte ich und bekam als Antwort, dass er von den Bergen umgeben ist. Ahja. Berge gab es drum herum tatsächlich, aber so weit entfernt, dass der See für alle sichtbar in einem Sandbett lag. Aber egal, die Landschaft war traumhaft. Das ganze Wasser von den Bergen sammelt sich hier und während der Regenzeit, die gerade erst beginnt, wächst er an und überschwemmt die weiten Flächen, die zurzeit noch grün bewachsen sind. Wieder eine Geschichte, die die Bilder lebendig machten. Und glücklicher Weise sprach unser Fahrer ein genauso schlechtes Englisch wie wir, was die Kommunikation deutlich vereinfachte, wenn wir alle auch immer mal wieder nach den passenden Worten suchen mussten.


Unsere nächste Station war eine Pfefferfarm. Bevor die roten Khmer sämtliche Farmen des Landes vernichteten, um einen reinen Bauernstaat zu errichten, überall nur Reis anbauen ließen, um diesen nach China zu verkaufen, war der Pfeffer aus Kampot weltweit in den bekannten Gourmetküchen ein hoch angesehenes Gewürz. Inzwischen, nur zwei Jahrzehnte später, wird er wieder angebaut und erlangte auch seine Berühmtheit zurück. Das wollten wir uns natürlich auch ansehen, denn wann bekommt man schon Pfeffer in der Natur zusehen?


Bis zum Horizont erstreckten sich kleine, schmale Türme aus Ziegelsteinen, akkurat in gleichem Abstand in Reihen gebaut. Drumherum waren die Pfefferpflanzen mit bunten Strippen befestigt. Und erst als wir hineingingen und direkt vor einem dieser Türme standen, erkannten wir die feinen, grünen Reben. Die meisten waren noch ganz klein und unreif. Aber zwischendrin hingen immer wieder größere Reben mit vielen kleinen, runden Kügelchen dran. Was für eine Arbeit, diese alle mit der Hand zu pflücken, schoss es mir durch den Kopf. Natürlich probierten wir sogleich davon, brachen uns ein Pfefferkorn ab und bissen es auf. Ganz vorsichtig, denn wer weiß wie scharf und genießbar Pfeffer frisch vom Baum ist. Und ja es schmeckte unverkennbar nach Pfeffer. Nach frischem Pfeffer, also nicht wie der getrocknete den wir kennen. Und er hatte auch nur eine ganz leichte Schärfe. Wir toll, wie toll. Da fahren wir in Kambodscha mit einem Tuktuk herum und essen einen der berühmtesten Pfeffer. Bitte nicht kneifen müsste dieser Artikel heißen, doch den Titel habe ich schon für einen anderen benutzt. Doch genau das sind die Momente, die diese Reise so unbeschreiblich machen. Wovon wir in Deutschland vor dem Fernseher nur träumten, während wir uns eine der tollen Reportagen über fremde Länder und Kulturen anguckten. Hier hatten wir es hautnah um uns herum. Meiner Mutter habe ich vor kurzem den Satz in einer Mail geschrieben: „Könntest du nur durch meine Augen sehen.“ Man müsste ihn ergänzen mit: „…und mit meinem Herzen fühlen.“ Nur so kann man glauben, was wir hier alles erleben.


Da die Speisen im dazugehörigen Restaurant im wahrsten Sinne des Wortes gepfeffert waren, beließen wir es bei einem Kaffee und fuhren weiter. Zu einer Garküche auf der Straße sollte uns der Fahrer fahren, was er auf dem Weg zu einem kleinen Tempel auch tat. Wir hielten vor einer dieser Hütten und traten ein. Sogleich wurde der Sohn, vielleicht neun Jahre alt, vorgeschoben, um unsere Essensbestellung entgegenzunehmen. Gebratene Nudeln oder Reise wollten wir, was er aber nicht verstand. Die Familie um uns herum lachte und klopfte dem Sohn auf die Schulter. Anscheinend war er der einzige, der ein wenig Englisch sprach. Er ließ uns in die drei zerbeulten Töpfe gucken, doch was wir sahen, konnten wir nicht identifizieren. Außer den Reis im vierten, großen Topf, den haben wir natürlich erkannt. Also versuchten wir mit Händen und Füßen zu erklären, dass wir diesen Reis einfach in einer Pfanne gebraten essen wollten. Aber nichts zu machen. Keiner verstand uns. Da kam gerade zur rechten Zeit unser Fahrer dazu. Er empfahl uns das Essen aus dem ersten Topf mit Fisch mit frischen Kräutern. Und so saßen wir alle an einem Tisch, aßen einheimische Gerichte, tranken grünen Tee und lauschten den Geschichten unseres Fahrers über die Zeit der roten Kmehr. Sie haben kurz vor seiner Geburt Millionen von Menschen umgebracht, darunter auch viele Kinder. Größtenteils wurden sie erschlagen und in Massengräber vergraben, denn Munition war teuer und wurde für den Krieg benötigt. Die Bewohner wurden aus den Städten vertrieben und sollten als Bauern Reis anbauen. Es ist eine so schreckliche Geschichte. Er hätte Glück gehabt, nicht älter zu sein, sagte uns der Fahrer. Sonst wäre er vielleicht umgekommen. Er ist 33, zwei Jahre jünger als ich! Die Geschichte dieses Landes ist noch so verdammt jung. Umso erstaunlicher ist diese Freundlichkeit, das Lächeln. Wie auch immer sie sich den Optimismus erhalten haben. Es ist kaum nachzuvollziehen.


Da es gerade erst kurz nach 12 Uhr war und uns langsam die weiteren Ziele ausgingen, blieben wir noch ein wenig sitzen. Ich kaufte uns eine Melone an einem gegenüber liegenden Stand und ließ sie direkt mundfertig schälen, was natürlich wieder meinen ganzen Körpereinsatz benötigte. Denn die Verkäuferin verstand so gar nicht, was ich von ihr wollte. Doch ich habe es geschafft und wir ließen uns diesen frischen, süßen Nachtisch so richtig schmecken. Lecker!


Während wir beim Sohn bezahlten, nahm eine ältere Frau heimlich unsere Teller. Wir haben sie schon beim Essen wahrgenommen, wie sie um uns herum schlich. Sie bettelte nicht, sondern wartete bis wir fertig waren, um dann unsere Reste zu essen. Das wenige, was wir übrig gelassen hatten. Auch ein einschneidendes Erlebnis für uns, welches von den anderen aber toleriert wurde, also nicht ungewöhnlich ist. Ja, die Armut ist hier überall präsent. Aber wir können sie nicht ändern. Wir können nur statt im Supermarkt an Marktständen einkaufen und in Garküchen wie diese gehen, um unser Geld direkt den Bewohnern zu geben. Und das machen wir. Sehr gern sogar.


Weiter ging es zum Tempel. Eine 1000 Jahre alte Pagode wollten wir besichtigen. Als wir dort ankamen empfing uns erneut ein Junge, der uns die Höhle daneben zeigen wollte. Doch eine weitere Höhle wollten wir nicht besichtigen. Also gingen wir die Treppen zum Tempel hinauf, da gesellte sich ein zweiter Junge dazu. Beide wichen nicht von unserer Seite. Wie es uns gehe und woher wir kommen, fragten sie und präsentierten uns daraufhin ihre Deutschkenntnisse. Sie versuchten alles, um eine Kommunikation mit uns aufzubauen.


Der Tempel oben war klein und auf einem Plateau vor den Felsen errichtet worden. Es war eng und schattig und auch etwas unbehaglich, rückten die beiden Jungs doch immer näher. Wieder dachte ich, wer weiß was passiert, wenn wir sie bitten zu gehen. Rauben sie uns aus oder stoßen sie uns den Abhang hinunter? Wieder hatte ich die Vorurteile im Kopf. Doch als ich sie höflich bat uns allein zu lassen, verschwanden sie. Ohne Forderung, ohne ein Messer zu zücken, ohne uns auch nur verbal anzugreifen. Da müssen wir wohl noch einiges lernen. Respekt in solchen Situationen zu haben, aber nicht gleich mit dem schlimmsten zu rechnen. Wir schauten uns also die Bauten allein und in Ruhe an, genossen die Aussicht über das Land und Meer und schlenderten zurück zum Tuktuk.


Nun hatten wir keine Ideen mehr. Alles was wir wollten haben wir gesehen. Ins Hotel aber mochten wir auch noch nicht zurück. Da schlug uns unser Fahrer vor, zu einem Fischerdorf zu fahren. Gesagt getan. Und so fuhren wir wieder die roten Wege entlang, durch Dörfer und vorbei an Schulkindern in Uniform, die uns mit einem strahlenden „Hello!“ zuwinkten, als hätten sie es gerade erst in der Schule gelernt. Auch Erwachsene grinsten uns an und hoben grüßend die Hand. Freundliche Gesichter wohin wir auch blickten. Unser Fahrer erklärte uns, dass die Kambodschaner uns Europäer bewundern würden. Bewundern? Ja, für unsere Schönheit. Na wenn das nicht mal was ist…


Unser Tuktuk hielt an. Vor uns war die Straße aufgebrochen. Vielleicht auch vom Wasser unterspült und in sich zusammen gesackt. Ein kleiner schmaler Trampelpfad führte rechts um das Loch herum. „No please, no“ fielen mir die Worte direkt aus dem Mund. Nachdem wir wirklich die holprigsten Gässchen und schlammigsten Wege entlang getuckert sind, wollte ich sicher gehen, dass er nicht auch hier einfach weiterfährt. Also kehrten wir um und fuhren wie die anderen auch ein Straße links um das Loch herum, was allerdings nicht weniger abenteuerlich war. Wir fuhren durch Wasserlöcher, deren Tiefe man nur erahnen konnte und über Geröll, das auf der Straße lag. Ich dachte, jeden Moment bricht das Tuktuk entzwei. Herrlich, herrlich. Wir trafen wieder auf die Straße und fuhren weiter den Fluss entlang. Halt machten wir an einem Fischerdorf, welches ganz idyllisch auf der anderen Uferseite lag. Wir stiegen abermals aus und knipsten Bilder von auf Stelzen errichteten Hütten und im Wasser umherschaukelnden Booten. Weit genug entfernt von unserer Stadt, sodass wir wieder einmal ganz allein waren. Dazu der Geruch vom Wasser in der Nase, es war traumhaft.


Mir fielen noch das Gefängnis und irgendwelche Olympiaringe aus Stein ein, beides Sehenswürdigkeiten in Kampot. Also ließen wir uns zurück fahren, wieder die kleine Umleitung entlang, hinein in unsere Stadt.


Das Gefängnis war optisch nicht sonderlich aufregend. Wieso steht es nur als sehenswert in unserem Reiseführer? Das Haus daneben, ein alter Bau der französischen Kolonien war zwar verfallen, aber dagegen um einiges schöner. Nunja. Wir versuchten durch ein Loch in der Tür ins Innere des Gefängnisses zu gucken, wurden aber direkt von einem Einheimischen zurückgewiesen. Es war nämlich nicht wie gedacht ein altes Gefängnis, sondern noch intakt. Hinter dem Stacheldraht befanden sich also Gefangene, vielleicht sogar Mörder und Schwerverbrecher. Und noch mal mehr fragen wir uns, was ein solches Gebäude in einem Reiseführer zu suchen hat. Unser Fahrer scherzte und erzählte uns, dass man nur hinein kommt, wenn man dort inhaftierte Verwandte oder Freunde besuchen möchte. Er müsse also ein Verbrechen begehen, damit wir ihn besuchen und das Innere besichtigen können. Na das lassen wir dann doch lieber bleiben.


Der letzte Abstecher führte uns durch fünf bunte Ringe zu einer mit Betonzaun ummauerten Rasenfläche. Ein wunderschöner Pavillon aus Holz, allerdings mit hoch gestapelten Bänken vollgestellt, stand verlassen mitten auf dem Platz. Mehr war nicht zu sehen. Ich hatte im Internet nur ein Foto von diesen Ringen entdeckt, die wie die Olympischen Ringe bunt angemalt, aber anders angeordnet waren. Deshalb dachte ich, es stecke vielleicht mehr dahinter. Dem war nicht so. Wir schossen ein letztes Foto mit unserem Fahrer und traten den kurzen Heimweg an. Völlig fertig von der ruckeligen Fahrt, aber vor allem von den vielen, vielen Eindrücken ließ ich mich direkt aufs Bett fallen.


Was für ein Erlebnis! Ganz langsam beginnen wir zu realisieren. Einmalig! Wieder ein Höhepunkt unserer Reise. Einer von inzwischen so vielen.

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