24. Mai

Statt mit einer kleinen Pritsche fahren wir heute mit einem richtigen Bus. Rot und klapprig steht er bereits vor uns, hier am Busbahnhof. Er sieht ein wenig aus wie ein ganz alter Linienbus aus den 60ern. Nur wird er uns nicht durch die Stadt, sondern ins etwa 160 Kilometer entfernte Mae Sa Riang fahren. Wir genießen unseren Eiskaffee am Busterminal 8, steigen mit ein paar wenigen Fahrgästen ein und juckeln auch schon los. Mit offenen Türen und offenen Fenstern. Typisch Thailand, hier wird alles geöffnet, was nur zu öffnen ist, um jeden Windzug zum Abkühlen zu nutzen. Man könnte erwarten, sie hätten sich hier an die Hitze gewöhnt, doch dem ist nicht so. „It’s hot, it’s hot“, hört man immer wieder, jeden Tag aufs Neue. Dabei finden wir es hier schon wesentlich angenehmer als zum Beispiel in Bangkok, bei knapp 40 Grad im Schatten.
Mühsam und mit laut brummendem Motor quält sich der Bus auf der sich durchs Gebirge schlängelnden Straße. Im Hintergrund läuft thailändische Popmusik und sorgt bei uns für gute Laune. Kitschig, klebrig, süß, und mit eingängigen Melodien, die wir bereits nach dem ersten Refrain mitsummen können. Hier sollte sich Ralph Siegel vielleicht mal etwas inspirieren lassen, dann klappt es vielleicht auch wieder mit einer akzeptablen Platzierung beim Eurovision Song Contest. Die ganze Sendung liegt noch ungesehen auf unserem Computer, aber natürlich haben wir die Schlagzeilen gelesen. Null Punkte ist schon hart.
Wir fahren vorbei an endlos vielen Reisterrassen, die sich dank des Regens langsam mit Wasser füllen, durch Wälder mit Bäumen, die derart große Blätter haben, dass diese getrocknet oft als Dachschindeln für Bambushütten verwendet werden, und an kleinen Flüssen entlang. Am Straßenrand stehen in Grüppchen immer wieder Mopeds von Einheimischen. Was sie hier wohl suchen? Pilze? Kräuter? Zwar sehen wir ein paar von ihnen mit einem Stock in der Hand, können aber leider nicht ausfindig machen, was genau sie in ihren Körben und Tüten sammeln. Zumindest scheint es am Boden zu wachsen oder dort herumzukrabbeln.
Ab und an machen wir in den kleinen Dörfern kurz halt. Dann steigen entweder ein paar Leute ein oder eben aus. Doch heute scheint kein guter Tag zu sein, denn der große Bus ist nicht mal halb gefüllt. Gut für uns, denn so haben wir Platz und können etwas herumalbern.
Es ist wohl ein kleines Familienunternehmen. Der Vater fährt, die Mutter assistiert und reicht ihrem Mann ein feuchtes Tuch, das zusammen mit Eiswürfeln in einem grünen, trichterförmigen Gefäß zum Erfrischen bereitliegt, und der Sohn sitzt hinten im Bus und kassiert die Neuankömmlinge ab. Vielleicht ist es auch ganz anders, aber so sieht es zumindest aus und erscheint uns recht plausibel.
Gerade fängt es an zu regnen. Und wird immer heftiger. Die wenigen Fahrgäste schließen eilig sämtliche Fenster in ihrer Nähe. Busfahrers Sohnemann hilft dabei. Unser Vordermann muss sich umsetzen, um die Fahrt trocken zu überstehen. Er hat gerade noch direkt bei einer der Türen gesessen, die anscheinend gar nicht mehr zu schließen sind, denn anders sind die vielen Gummibänder und Strippen nicht zu erklären, die sie festhalten. Es regnet natürlich rein. Auf den abwaschbaren Lederbezug der Sitzreihe. Aber da es niemanden stört, ist es wohl ganz normal. Jedenfalls eh nicht zu ändern.
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