23. Mai

Unser nächstes Ziel war Mae Hong Son. Unser Herbergsvater, der übrigens nicht ein einziges Wort Englisch sprach, fuhr Markus mit unserem gesamten Gepäck in die Stadt rein zum Busbahnhof. Einfach so. Weil wir drei Nächte bei ihm geblieben waren. Wir waren total überrascht. So konnte ich mit dem Moped hinterherfahren, da die Ausleihstation direkt neben dem Busbahnhof war. Perfekt. Wenn ich nicht vergessen hätte, meinen Helm aufzusetzen. Und so machte ich die Bekanntschaft der Polizei. Fahren ohne Helm. Eine Ordnungswidrigkeit.
Nun kam dann auch mein internationaler Führerschein zum Einsatz, den ich in Deutschland extra beantragt hatte. Der überaus freundliche Polizist schrieb alles auf und überprüfte die Papiere, ich zahlte 200 Baht, was etwa 5,70 Euro sind, unterschrieb ein paar Papiere, die ich nicht lesen konnte, da sie auf Thai geschrieben waren, und fuhr mit dem Helm auf dem Kopf weiter zu Markus. Puh, das hätte auch schlimmer ausgehen können.
Am Bahnhof erfuhren wir dann, dass der Minivan nach Mae Hong Son bereits abgefahren war. So war unsere einzige Möglichkeit der Local Bus, eine klapprige, offene Pritsche. Soso. Da wir doch etwas Respekt vor dem Weg hatten, nahmen jeder von uns eine Tablette gegen Reisekrankheit. Denn die beiden Sitzbänke standen sich an den beiden Längsseiten gegenüber. Der Fahrer fragte uns drei Mal, ob wir wirklich mit ihm fahren wollten und grinste dabei etwas ungläubig, aber ja, klar. Was soll‘s. Irgendwie mussten wir ja weiterkommen. Und schon ging es mit ein paar Einheimischen ab in die Berge.
Was für eine Fahrt! Mit unserem Pritschenbus tuckerten wir durch das Gebirge und genossen die wunderschöne Aussicht. Geradeaus ging es so gut wie nie. Die Straße schlängelte sich bergauf und bergab. Das Ganze glich einer Achterbahnfahrt, nur inmitten der Natur. An riesigen Felsen vorbei, durch kleine Täler, und immer wieder über den Gebirgskamm, sodass wir zu beiden Seiten die endlose Weite Thailands bewundern konnten. Es war unheimlich beeindruckend. Und dank der Tabletten gab es auch keinerlei Zwischenfälle, sodass wir heil an unserem Ziel ankamen.
In Mae Hong Son wurden wir an der Post abgesetzt. Zum ersten Mal ohne Vorabbuchung einer Unterkunft. Also liefen wir los zum kleinen Stadtsee, denn dort sollten sich laut Google ein paar Gästehäuser befinden. Und wir hatten Glück und nahmen direkt das erste. Ein kleines, sehr sauberes Doppelzimmer mit zwei Matratzen auf dem Boden und einer eigenen Dusche für umgerechnet 7,15 Euro. Günstiger geht’s nicht. Und manch Reiseveranstalter würde das Ganze als Zimmer mit Seeblick verkaufen, denn zwischen den Bäumen konnte man tatsächlich ein Stück Wasser erkennen. Willkommen in der Stadt der drei Nebel.
Neblig war es nicht, aber ordentlich bewölkt. Und so gingen wir schnell etwas essen und wieder zurück aufs Zimmer, gerade noch rechtzeitig. Denn es begann zu schütten und hörte auch erst irgendwann nachts wieder auf. Na toll, dachten wir. Unser Wetterbericht sagte leider auch für die kommenden zwei Tage Regen voraus, sodass wir schon überlegten, in die nächste Stadt zu fahren. Aber wir hatten auch hier wieder Glück, und am nächsten Morgen war alles vorbei. Also liehen wir uns wieder ein Moped aus und erkundeten die Umgebung. Eine Tour nach Norden und eine in den Süden. Ohne eigentliches Ziel. Denn zu den Höhlen war es zu weit, und ansonsten hat der Ort nicht wirklich viel zu bieten. Nach langem Suchen entdeckten wir schließlich die Hot Springs, ein paar heiße Quellen, waren aber doch etwas enttäuscht. Was auf den Fotos schön und idyllisch aussah, war in Wirklichkeit nicht ganz so spektakulär. Baden wollten wir hier beide nicht. Es wirkte alles sehr verkommen und dreckig. Allerdings muss das vielleicht auch so sein, denn es ist ja kein klares Bergwasser, sondern mit Gasen vermischter Schlamm, der direkt aus dem Fels ins drumherum gebaute Becken blubbert. Naja, wir haben es zumindest gesehen. Und gerochen. Ich vergnügte mich weiter mit dem Mopedfahren und Markus probierte dabei ein wenig seine GoPro aus – eine kleine, wasserdichte und sehr robuste Videokamera, die speziell für den Outdoor- bzw. Sportbereich entwickelt wurde. So verging der Tag doch schneller als gedacht.
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