23. April

In Deutschland sollen sie bald verboten werden, die hauchdünnen Plastiktüten, in die man oft sein Obst und Gemüse gepackt bekommt. Hier in Bangkok dagegen geht fast nichts ohne sie. Sieht man einmal von den ökologischen Aspekten ab, ist es schon sehr amüsant anzusehen. In allen Größen und Formen werden sie von Einheimischen und Touristen gleichermaßen herumgetragen. Nahezu alles wird in sie hineingepackt oder -gefüllt.
Gestern Abend, bei einem kleinen Spaziergang durch die Straßen und Gassen der Stadt, stand eine Frau an ihrem kleinen Stand und kramte in einer diesen Tüten und zog eine weitere, kleinere Tüte heraus. Aus dieser wiederum ragte ein Strohhalm, an dem sie sogleich sog. Eine grünlich-schwarze Flüssigkeit, wahrscheinlich Green Tea, verpackt in dieses Tütchen, nicht größer als eine kleine Faust, oben zusammengebunden mit einem kleinen Gummiband. Ungewohnt, aber herrlich zu beobachten.
Heute Morgen schlenderten wir erneut in unserem Kiez umher und entdeckten am Straßenrand eine kleine Horde Einheimischer, die sich um einen Streetfood-Tisch versammelt hatte. Nichts wie hin, dachten wir, denn was die Bangkok-Bewohner lecker finden, kann für uns ja nicht verkehrt sein. Auf dem Klapptisch standen vier Schüsseln. In zweien lagen karamellisierte oder in eine Art Sirup eingelegte Bananenstückchen, in einer anderen das gleiche mit einer uns unbekannten Frucht, die optisch an Ananas erinnerte, aber irgendetwas anderes sein musste. Die Frau neben uns sprach etwas von „potatoes“, doch nach Kartoffeln sah es absolut nicht aus, eher leicht faserig. Allerdings ist das Englisch der Thais für uns Schulenglischsprecher manchmal kaum zu verstehen. Die letzte Schüssel war mit einer weißen, leicht dicklichen Flüssigkeit gefüllt. „Coconut milk“, sagte die Verkäuferin und zeigte auf ihr Blechgeschirr. Das war auf jeden Fall deutlich zu verstehen und optisch auch glaubhaft. Eine andere Frau gab uns immer wieder zu verstehen, dass das Essen ganz lecker sei, freute sich über ihren Einkauf, bezahlte und verschwand mit einem „bye, bye“. Nun waren wir an der Reihe und mussten natürlich unbedingt kosten. Wir entschieden uns für die Bananen, die in ein kleines Tütchen gepackt wurden, das dabei außerdem, umgestülpt, als Handschuh diente. In einem irrsinnigen Tempo nahm die Verkäuferin ein Gummibändchen aus einer der großen Tüten, die am Tisch hingen, und band es um unser Bananentütchen. Sogleich nahm sie aus ihrer am Tisch hängenden Tüte ein noch kleineres Tütchen und füllte mit einer kleinen Kelle die noch heiße Kokosmilch hinein. Wieder kam die Prozedur mit dem Gummibändchen, nur dass sie es diesmal schaffte, auch viel Luft in dieses kleine Tütchen mit einzufangen, sodass es prall gefüllt war und ein Minigoldfisch darin seine Runden hätte drehen können. Beide Tütchen, also das mit den Bananen und das mit der Kokosmilch, wurden zum Schluss in eine weitere, größere Tüte zum Tragen gepackt. Herrlich! Völlig fasziniert, mit einem Grinsen im Gesicht und unseren Tüten in der Hand, zogen wir weiter. Geschmacklich war es übrigens ein Volltreffer. Die Bananen waren nicht zu süß, erinnerten geschmacklich lustigerweise an eingelegte Kartoffeln, es waren aber definitiv Bananen. Dazu die leicht salzige Kokosmilch, die pur überhaupt nicht schmeckt, aber zusammen mit den Bananenstückchen einen wahren Gaumenschmaus bildete.
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