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Bald endende Freiheit

4. Dezember



Eine gute Woche haben wir in Surat Thani verbracht. Und gesehen haben wir eigentlich nichts von der Stadt. Die Trägheit hat uns erwischt. Die Freiheit nichts zu tun hat sich ausgebreitet. Vielleicht waren wir auch einfach nur faul. Aber wir haben es genossen.


Ja, wir waren am Fluss beim Lichterfest. Sind kurz durch die Innenstadt gelaufen und haben den Nachtmarkt besucht. Auch sind wir am Busbahnhof gewesen, allerdings auch nur, um unsere Weiterreise zu organisieren. Die restliche Zeit waren wir im Hotel. Haben uns morgens zum Frühstück raus auf die Terrasse gesetzt, im Internet gestöbert und Kaffee getrunken und sind erst abends wieder auf die Straße, um unser Abendessen zu holen. Ansonsten haben wir auf unseren Handys gespielt und Serien auf unserem Laptop gesehen. Und trotzdem waren wir zufrieden. Hatten alles, mussten nichts tun, konnten herumhängen und die Zeit laufen lassen.


Eigentlich wollten wir mit dem Bus weiterfahren. Richtung Bangkok. Mit ein, zwei Zwischenstopps. Doch zufällig haben wir eine Werbeaktion von Lion Air entdeckt. Einen Flug direkt in die Hauptstadt für 15 € inklusive Steuern, Gepäck und Verpflegung. Und wieder war es die Bequemlichkeit, die uns umgestimmt hat. Wir buchten den Flug.


Sind wir mal wieder in einem Reiseloch? Nicht wirklich. Eher ist es das Ende, welches sich in unseren Köpfen ausbreitet. Sind wir ausgepowert? Kann nicht sein. Schon gar nicht nach den wunderbaren Tagen auf der Insel mit Anja. Haben wir Heimweh? Vielleicht ein wenig. Wobei Heimweh nicht das richtige Wort dafür ist. Wir freuen uns auf Zuhause. Auf das Wiedersehen mit der Familie und unseren Freunden. Auf das Bleiben an einem Ort. Auf das Herrichten unserer Wohnung, das Schaffen eines gemütlichen Heims. Auf das Ankommen. Das Zurückkommen.


Und parallel habe ich ein mulmiges Gefühl. Sträube mich auch etwas davor zurückzukehren. Denn was bedeutet zurück? Möchte nicht in alte Strukturen und Muster. In ein geordnetes Leben, welches mit dem Wecker beginnt und auf der Couch vor dem Fernseher endet. Möchte die Freiheit nicht missen. Die Einfachheit des Lebens. Die Freundlichkeit und Zufriedenheit der Menschen um uns herum.


Ich habe den Winter immer geliebt. Konnte mir nicht vorstellen irgendwohin auszuwandern, um der kalten Jahreszeit zu entfliehen. Inzwischen möchte ich nicht mehr raus aus dem ewigen Sommer. Über acht Monate sind wir mit kurzen Hosen und Flip Flops herum gelaufen. Haben unsere Zeit immer draußen verbracht, an der Luft, auf der Straße, mitten im Leben. Selbst an den Regen hatten wir uns gewöhnt und ihn gelassen über uns hinweg ziehen lassen. Wobei wir immer noch nicht wirklich fassen können, wie wenig wir trotz Regenzeit davon abbekommen haben. Wie wird es also sein, eingepackt in dicken Pullovern und Jacken durch Matsch zu laufen? In graue, schlecht gelaunte Gesichter zu blicken und umgeben von Pünktlichkeit und Hektik zu sein? Wie leistungsorientiert sind wir eigentlich noch? Wie wichtig ist uns Erfolg und Anerkennung inzwischen? Es ist ein komisches Gefühl.

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