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AUSFLUG SUPERMARKT

27. Mai


Auf dem gestrigen Weg kreuz und quer durch die Stadt haben wir einen „Big C“ entdeckt. Eine der großen Supermarktketten hier in Thailand. Meist etwas außerhalb, dafür mit einem riesigen Angebot bestückt. Ähnlich einem Kaufland, Real oder der Metro in Deutschland. Nur deutlich größer, mit vielen kleinen zusätzlichen Läden, Restaurants, Essensständen und meist einem Kino. Und da wir ein paar Sachen brauchten, sind wir nach dem morgendlichen Check-in in unserem neuen Hotel direkt hin. Gelaufen. Ohne Moped. Ohne Fahrrad. Aber wir freuten uns drauf.


Eigentlich braucht man solch Einkaufszentrum gar nicht. Eigentlich kann man in Thailand alles entweder auf dem Markt, oder in „7/11“ kaufen. Letztere sind kleine Mini-Supermärkte, oft nicht größer als ein Reisemarkt an deutschen Bahnhöfen. Drei, vier Regale mit Süßkram und Snacks, eine Ecke mit Drogerieartikel und zwei, drei Kühlschränke mit Getränke und Milchprodukte. Und es gibt diese Läden in jeder Stadt. In wirklich j-e-d-e-r. Zumindest haben wir keine gesehen, in der kein grün-rot leuchtendes Schild dieser Kette hing. Der definitive Marktführer unter den Supermärkten. Zum Teil stehen die Filialen keine 30 Meter voneinander entfernt. In Chiang Mai gab es neben unserem Morgenmarkt sogar drei in eben solchem Abstand. Und alle waren nicht nur voller Touristen, nein, hier kaufen auch die Einheimischen ein. Eine Reisebekanntschaft aus Amerika erzählte uns, dass es diese Kette auch in den USA gibt und er es deswegen total absurd findet, soweit weg von Zuhause wie gewohnt einkaufen zu gehen. Natürlich haben wir gleich wieder gegoogelt. Also der Konzern wurde in Texas Gegründet, an ein Unternehmen in Japan verkauft und ist wohl weltweit die größte Kette von Einzelhandelsgeschäften mit Schwerpunkt Südostasien und Nordamerika. Hut ab, da versteht jemand etwas von seinem Geschäft.


Aber zurück zum „Big C“. Immer einen Ausflug wert. Es ist angenehm kühl, man bekommt alles was man braucht, oder auch nicht braucht, und kann sich satt essen und trinken. Und so schlenderten wir durch die langen Regalreihen, um Sonnenmilch, Calciumtabletten und Wattestäbchen für die Ohren zu kaufen. Hätten wir mal lieber auf die Reiseblogger gehört und uns in Deutschland mit Sonnenmilch eingedeckt. Wie teuer diese hier ist! Nach langem Suchen und Vergleichen haben wir für knapp 10€ eine 200ml Flasche gefunden. Zehn Euro! So viel bezahlen wir hier für ein ganzes Doppelzimmer. Und das war mit Abstand die günstigste. Es gab noch kleine Tuben für deutlich mehr Geld mit deutlich weniger Inhalt. Wo ich mich ja direkt frage, was ich mit einer solchen Größe soll. Da créme ich mir meine Arme ein und sie ist alle. Und vor allem, wie leisten es sich die Thailänder das nur? Brauchen sie sie nicht? Oder nehmen sie alle dieses weiße Puder, welches vor Sonne schützt, aber doch ziemlich komisch auf der Haut aussieht und die ganzen Klamotten vollschmiert? Keine Ahnung.


Leider sind die Preise für Calciumtabletten die gleichen. Da wir so gut wie keine Milchprodukte zu uns nehmen, wovor ich übrigens vor unserer Reise am meisten Respekt hatte, denn ich liebe Milch, Käse und Joghurt über alles, was sich aber als absolut machbar und problemlos herausgestellt hat, hatte ich das Gefühl, ich müsste etwas für meine Zähne tun. Auf dem Hinflug ist mir ja bereits ein Teil einer Plombe abgebrochen und der Wechsel von der Super-Hightech-Elektrozahnbürste auf eine herkömmliche mit Handbetrieb hinterlässt doch ein wenig Spuren. Und da tut es wenigstens im Kopf ganz gut, wenn man ab und an mal etwas Calcium zu sich nimmt. Auch wenn davon den Zähnen vielleicht gar nicht geholfen wird und in dem vielen Gemüse, welches wir hier ja täglich, frisch und ganz und gar unzerkocht zu uns nehmen, sicher genug enthalten ist. Aber manchmal muss man es einfach tun. So fürs Gefühl. Jedenfalls sind wir hier leider auch preislich eine halbe Unterkunft losgeworden. Aber die Ohrenstäbchen waren reduziert und somit ein wahres Schnäppchen. Na immerhin!


Aber natürlich kann man durch einen solchen Supermarkt nicht einfach zielgerichtet durchmarschieren. Nein, dann würde man zu viel verpassen. Zum Beispiel die wunderbare Erklärung der Größe auf Mülltüten. Jedes Mal in Deutschland ärgere ich mich, dass ich die Literzahl nicht im Kopf habe und kaufe entweder zu große oder zu kleine Tüten für den Mülleimer. Hier aber ist eine Person auf jeder Verpackung abgebildet, sogar mit genauer Angabe der Größe, nämlich 1,70m, wahrscheinlich die Durchschnittsgröße eines Asiaten, und daneben die ungefähre Größe des Mülleimers, in den diese Tüte passt. Anhand des Abstandes zwischen den abgebildeten Armen der Person und dem Mülleimer lässt sich also super abschätzen, ob der eigene Eimer Zuhause größer oder kleiner ist. Plakativer geht’s nicht. Es ist wie für mich gemacht! Liebe Mülltütenindustrie, bitte nachmachen!


Oder allein das Regal der Reiskocher. Einer neben dem anderen. Und jeder anders. Von kleinen Kinderkochern bis hin zu riesigen Töpfen für ganze Großfamilien. Aus silbernem Alu oder buntem Plastik. Ach wie gern würde ich hier unsere Küche neu einrichten. Ein Reiskocher wird auf jeden Fall angeschafft. So wie ein Wok und nicht zu vergessen, ein großer Mörser aus Stein. Wie sonst sollen wir denn in Zukunft unser Curry stampfen oder den leckeren Papayasalat zubereiten?


Gleich neben den Reiskochern stehen übrigens die Ei-am-Stiel-Kocher. Eine Erfindung, die wir auch sehr gern mit nach Deutschland nehmen würden. Optisch sehen diese Geräte aus wie größere Plastik-To-Go-Becher. Nur mit einem Kabel versehen. Schraubt man den Deckel ab, befindet sich in der Mitte ein Loch. Man könnte eine Wurst hineinstecken, so in etwa von der Größe. Nur kommt hier ein rohes Ei hinein. Als Ganzes oder vorher zerrührt, mit Schinken, Gemüse oder auch ganz pur. Stiel rein, Gerät anmachen und fertig ist das Stiel-Ei. Der perfekte Snack für alle Sportler am Morgen. Die brauchen doch Eiweiß. Beim Joggen statt einer Wasserflasche schnell ein Ei am Stiel gekauft. Ich finde diese Vorstellung ganz großartig. Und lecker ist es auf jeden Fall, wir haben es bereits auf einem der Märkte in Thailand gegessen.


Auch interessant ist das Teeregal. Hier in Asien müsste es doch das längste von allen sein. Neben dem Reisregal natürlich. Aber nichts da. Selbst das Instant-Kaffee-Regal ist länger. Wer trinkt denn hier auch Tee? Sehr merkwürdig… Wir haben große Kilotüten erwartet und vor allem in tausend verschiedenen Sorten und Mischungen. Aber wahrscheinlich lieben Thailänder ihren Instant-Ice Coffee einfach mehr. Auch wir könnten ihn den ganzen Tag trinken. Ein Genuss!


Einen solchen haben wir uns dann beim Hinausgehen auch gegönnt. In einer Luxusvariante. Denn statt Instantkaffee gab es richtigen und wir konnten uns sogar die Sorte der Bohnen aussuchen. Ja da waren wir wieder ganz beseelt. Auch wenn durch die Espressomaschine gerade noch grüner Tee lief (da ist er wieder, wo nur kaufen sie ihn?) und der gemahlene Kaffee krumm und schief getampt wurde, hier war Liebe zum Handwerk zu spüren. Und das wissen wir wie kein anderer zu würdigen und zu schätzen. Sehr lecker! Und auch die verschiedenen Bohnen konnten wir heraus schmecken. Wir waren kurz im siebenten Himmel. Nur unser To Go Becher hat uns verwundert. Hartplastik. Mit Hartplastikdeckel. So, wie man ihn auf Konzerten mit einer Pfandmarke zusammen bekommt, um ihn auch ja wieder zurückzubringen. Hier gab es ihn aber zur einmaligen Benutzung. Zum Danach-Wegwerfen! Was für eine Verschwendung!? Der Becher war bedruckt, man hätte ihn auswaschen und wieder benutzen können. Ist das die asiatische Dekadenz? Aber doch nicht in einem Supermarkt. Oder doch? Ich brachte es nicht übers Herz und gab sie zurück.


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