22. Juli

Ach, es soll nicht sollen sein. Oder gerade doch? Zwingt mich das Schicksal zur Ruhe? Es ist zum Haare raufen…
Nachdem wir uns einen Plan der nächsten Tage zurecht gelegt hatten, ging es mir schon viel besser. Die Gespräche mit Markus, das Schreiben, sich bewusst gute Laune machen, alles hat vermutlich geholfen. Doch dann kam wieder alles anders.
Nachdem es die ganze Nacht nicht nur geregnet sondern richtig geschüttet hat, bin ich beim Auschecken aus unserem Hotel die steile, nasse und spiegelglatte Holztreppe mit Sack und Pack herunter gestürzt, direkt auf den Rücken. Gott sei Dank, denn ich landete weich auf meinem Rucksack. Nur mein Fußknöchel ist irgendwo gegen geknallt. Der Schreck war groß, der Ärger auch. Denn im Bus nach Vientiane schwoll der Fuß an.
Das hatte mir gerade noch gefehlt. Kaum bin ich im Kopf wieder halbwegs geordnet und aufgepeppelt, kommt mir mein Knöchel in die Quere. Also wieder nichts mit neugierigen Spaziergängen oder überteuerten Touren in die Umgebung. Schonen ist angesagt. Am besten im Bett bleiben, Füße hochlegen und entspannen. Entspannen! Ich will nicht mehr entspannen. Ich kann nicht mehr entspannen. Will mir da irgendjemand etwas sagen?
Zwar hat es dem Fuß nicht wirklich gut getan, aber einen kleinen Spaziergang haben wir doch gemacht. Durch Vientiane. Einem kleinen idyllischen Städtchen am Mekong. Direkt gegenüber von Thailand. Mal wieder in Sichtweite. Und man spürt das Nachbarland hier deutlich. Vor allem beim Essen. Die Auswahl der Garküchen ist größer, es gibt wieder Obst zum Direktverzehr und ein riesiger Nachtmarkt baut sich jeden Abend vor unserer Tür auf. Es ist eine tolle Stadt. Die Hauptstadt von Laos.
Vor ein paar Monaten konnten wir nicht verstehen, warum alle Backpacker, Reiseblogs und -führer Chiang Mai in Thailand so hervorheben. Was haben wir die tausend Hotels und den Tourismus verflucht. Und nun sind wir hier. Ein Hotel neben dem anderen, dazwischen viele Restaurants und noch mehr Touristen. Und doch fühle ich mich hier total wohl. Genieße es, an der Straße mit einem Kaffee zu sitzen und zu gucken. Das Treiben zu beobachten und die Atmosphäre einzusaugen. Es ist ganz bezaubernd. Auch wenn wir nicht wirklich etwas von der Stadt gesehen haben. Dabei gibt es so viel zu entdecken. Endlich wieder! Riesige Elefanten auf Sand gebaut stehen am Strand zum Mekong. Im Süden treffen sich jede Woche ein paar Leute und veranstalten einen Frisbeewettkampf. Selbst die Museen klingen ganz interessant.
Aber das muss alles warten. Erst wenn der Fuß wieder in Ordnung ist. Also werde ich die Zähne zusammen beißen und mich im Warten üben müssen. Das ist zwangsweise meine neue Aufgabe. Wonach ich mich vor einem halben Jahr gesehnt habe, Ruhe, Nichtstun, ist jetzt eine große Herausforderung. Eigentlich ja wieder ganz interesant zu beobachten. Wechsel die Perspektive und die gleiche Situation stellt sich komplett anders dar. Vielleicht geht es ja auch darum, den für mich passenden Blickwinkel zu finden. Es positiv zu sehen. Mich auf eine andere Seite zu stellen und es neu zu betrachten. So lange, bis es passt. Bis es sich gut anfühlt. Ja, das wäre eine Aufgabe für mich. Dieser Herausforderung stelle ich mich gern.