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200 Meter Richtung Mond

18. Dezember


Gestern haben wir unsere langen Jeans aus den Untiefen unseres Rucksacks geholt. Dementsprechend zerknittert sahen sie aus. Das letzte Mal haben wir sie auf dem Flug von Berlin nach Bangkok getragen.


Wir hatten uns mit Marc am letzten Abend vor seiner Abreise auf der Moonbar im Banyan Tree Hotels verabredet. Kurze Hosen und Flip Flops waren nicht erwünscht. Also suchten wir unsere besten T-Shirts raus und zogen unsere Jeans und Treckingschuhe an. Zwar war es mit 29°C etwas kühler als die Tage zuvor, uns dennoch zu warm, um die gut sieben Kilometer zu laufen. So suchten wir uns eine 45 minütige Busverbindung raus und machten uns auf den Weg.


Die Fahrpreise im Bus richten sich in Bangkok nach der Länge des Fahrweges und der Art des Fahrzeuges. Es gibt drei verschiedene Busse, die unterschiedlich kosten. Mit Klimaanlage, mit Ventilatoren und ohne allem. Und selbst im teuersten Bus zahlt man keine 50 Cent pro Fahrt.


Die Kassiererin kam auf uns zu, fragte nach unserem Ziel und verkaufte uns zwei Fahrkarten. Kurz bevor wir aus- und in einen anderen Bus umsteigen mussten, kam Bewegung unter den anderen Fahrgästen auf. Die Leute drehten sich um, winkten uns und gaben uns zu verstehen, dass wir aussteigen mussten. Keiner sprach ein Wort englisch, aber alle waren bemüht uns an der richtigen Haltestelle rauszulassen. Ist das nicht irre? Auch deshalb fühlen wir uns in Thailand so unendlich wohl. Diese wunderbare Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.


Wir liefen zur Bushaltestelle um die Ecke, an der unser nächster Bus abfahren sollte, was er allerdings nicht tat. Nach einer Viertelstunde entschieden wir uns ein Taxi zu nehmen, um rechtzeitig anzukommen. Doch keines der Taxis hielt an. Dieses Prinzip haben wir noch nicht so ganz verstanden. Mal leuchtet das Schild auf dem Dach und mal nicht. Ob bereits jemand drin sitzt, hat damit nichts zu tun. Wie erkennt man nur, ob ein Taxi frei ist? Auch ist es manchmal leer, man winkt es zu sich heran und es fährt trotzdem an einem vorbei.


Das Thema Taxi hatte sich dann also auch erledigt. Wir mussten uns beeilen und liefen zur nächsten Metrostation. Fuhren so weit es ging bis zum Treffpunkt und liefen den letzten Kilometer zu Fuß. Über 30 Minuten kamen wir zu spät und leider begann bereits der Sonnenuntergang, den wir eigentlich von oben bewundern wollten.


Wir trafen Marc in der Eingangshalle des Hotels. Er kam ebenfalls zu spät, nur fünf Minuten vor uns, da die Straßen so dermaßen verstopft waren. Er stieg aus seinem Taxi aus und fuhr ebenfalls mit der Metro weiter, um halbwegs pünktlich zu sein. Wer also zu einem festen Zeitpunkt in Bangkok irgendwo sein möchte, sollte viel Zeit einplanen. Am besten aber, man verabredet sich nur lose, das ist deutlich entspannter.


Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in die 59. Etage, liefen zwei weitere Treppen hinauf und waren endlich angekommen. Im Freien. Oben auf dem Dach des Hotels. Wow! Was für ein gigantischer Ausblick. Vom Golden Mountain war die Sicht schon spektakulär, aber nichts gegen diesen Blick. Es gab nur wenige Gebäude, die höher waren als unseres. Trotzdem war es nicht so hoch, dass man unten nichts mehr erkennen konnte. Man sah die ganze Stadt. Selbst der Flughafen war am Horizont auszumachen. Fantastisch.


Wir hatten Glück. Kurz nach unserem Eintreffen schob sich die Sonne langsam zwischen den Wolken hinab und der Himmel färbte sich gelbrot. Wir bestellten uns ein Bier für knapp 8 Euro, Marc eine Kokosnuss zum gleichen Preis. Ein Rundumblick in 200 Meter Höhe inklusive. Ja, das war es auf jeden Fall wert. Und wieder war da dieser Moment mit den Schmetterlingen im Bauch. Bangkok. Wieder von einer ganz anderen, diesmal modernen Seite.


Die Sonne verschwand und die Lichter der Stadt begannen zu leuchten. Wir standen mitten in einem funkelnden Meer aus Wolkenkratzern und Leuchtreklamen. Die Bar in der wir uns befanden wirkte dabei wie ein riesiges Schiff auf ruhiger See. Es war einmalig. Wer ein wenig Zeit in Bangkok hat, sollte sich dieses Erlebnis auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn es nicht wirklich viel mit dem einheimischen Leben in Thailand zu tun hat.

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