17. April

Ich könnte den ganzen Tag im Freien sitzen, Thai Tea auf Eis trinken und schreiben. Die Eindrücke rauschen an uns in einer Geschwindigkeit vorbei, dass es eine wahre Freude ist. Aber der Reihe nach …
Nach einem kleinen Spaziergang im Viertel konnten wir unser Zimmer beziehen und staunten nicht schlecht: Mit so viel Komfort hatten wir gar nicht gerechnet. Alles sauber, alles da, tipptopp. Nach einer Dusche ging es direkt ins Bett. Ein kurzes Nickerchen. Kurz? Haha – wir wachten erst gute drei Stunden später wieder auf, als die Sonne bereits untergegangen war. Aber egal. Tun, worauf wir gerade Lust haben ist ja unser Motto für die nächsten Monate.
Also auf ins Nachtleben. Und, na klar wollen wir uns die Khaosan Road ansehen. Die Backpackerstraße, die in jedem Reiseführer genannt wird. Touristischer geht’s nicht. Der Ballermann von Thailand, nur etwas hipper. Ein Shop neben dem anderen. Futterstände, Klamotten, Schneidereien, Backpackerbedarf. Und da wir eh ein paar Sachen brauchen, stürzen wir uns ins Handelsleben. Zwei kurze Hosen sollen es sein. Hinter einem Tisch, vollgepackt mit Waren, ist die Umkleide. Quasi mitten im Geschäft. Also alte Hose aus und neue anprobiert. Huch, da fehlt bei mir doch gleich mal der Hosenknopf. Made in Thailand?
Nachdem wir zwei passende Hosen mit Knöpfen gefunden haben, geht es um den Preis. Handeln. Eigentlich ja nicht so unser Ding, aber gut. Die Verkäuferin gibt den Preis vor, 1200 Baht. 34 Euro? Das ist uns zu viel für eine Hose. 340 Baht ist unsere Antwort, denn dank Fernsehsendungen wie Trödeltrupp fängt man ja weit unten an und trifft sich dann in der Mitte. Und natürlich ist unser Preis viel zu billig für sie. In kleinen Schritten nähern wir uns dann an. Wobei ihre Schritte von oben nach unten deutlich kleiner sind als unsere von unten nach oben. Aber wir lernen ja noch. Und auf einmal bekommen wir Mitleid. Unser genannter Preis sei weit unter ihrem Einkaufspreis. Bähm! Damit hatte sie uns. Schließlich haben wir die letzten Jahre als Cafébetreiber unsere Margen auf den Cent genau ausgerechnet und wissen, dass man ohne Gewinn nicht leben kann. Und sie konnte so wunderbar traurig dreinschauen. Schauspiel oder Wirklichkeit? Herrje … Wir einigen uns schließlich auf 1250 Baht für beide Hosen. Mit einem etwas schlechten Gefühl unsererseits, denn wir möchten hier ja niemanden ausnutzen. Andererseits würde sie uns ja auch nichts verkaufen, wenn es für sie ein Minusgeschäft wäre. Also alles nur Masche?
Am nächsten Stand verliebe ich mich in einen Hut. Auf in die nächste Runde. Als ich mit meinem Preis nicht weiterkomme, gehen wir aus dem Laden. Allerdings in der Hoffnung, die Verkäuferin würde uns nachlaufen und unseren Preis akzeptieren. Pustekuchen. Also drehen wir eine Runde und gehen zu ihr zurück. Ich will diesen verdammten Hut haben. Dann eben für den von ihr genannten Preis. Und für 7,40 Euro doch ein vernünftiger. Wir fühlen uns gut, und sie hat wahrscheinlich das Geschäft ihres Lebens gemacht. Egal. Passt. Wir kaufen uns jeder einen frischen Fruchtshake und setzen uns um die Ecke auf die Steine eines Hochbeetes. Kurz innehalten. Der Wind weht angenehm um unsere Nasen, und irgendwie fühlen wir uns wie die glücklichsten Menschen auf der Welt. Voller Adrenalin und Glück.
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